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Wenn man mich nun fraget, ob ich denn die Schrift hierdurch ganz ungewiss und unnütz zu machen gedenke?

So antworte ich, ganz und gar nicht. Der Satz selbst weist aus, wie hoch ich selbige schage. Und wenn dem Geist, von weldjem sie herrülyret, derjenige Platz nur eingeräumt wird, den ihm die Schrift selbst gebietet, so will ich der Schrift den andern Platz willig abtreten, welches so viel ist als sie selbst verlangt. Davon der Apoitetan zwcy Ortn besondere Meldung tut. Nämlich Róm. 15,4. Was aber vorhin geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Gedult undTrosider Schrift Hoffnung haben. Und 2 Tim. 3, 15. 16. 17. Die heiligen Schriften können unterweisen zur Seligkeit, durch den Glauben an Christo Jesu. Denn alle Schrift von Gott eingegeben ist nüs zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit, daß ein Mensch Gottes sei vollkommen, zu allen guten Werken geschickt.

Denn ob uns schon Gott vornimlich und hauptsächlich durch seinen Geist leitet; so macht er uns Tud, auch zuweilen seines Trosts durch seine Kinder teilhaftig, wenn er dieselben erweckt und ihnen eingebietet, ein Wort zu seiner Zeit zu reden oder zu schreiben. Wodurch die Heiligen in der Hand des Herrn zu Werkzeugen gemacht werden, einander zu stärken und aufzumuntern. Welches denn auch beiträgt, sie vollkommen und weise zu machen zur Seligkeit. Und solche, die durch den Geist geleitet werden, können dasjenige, so von eben diesem Geist bei einem andern herköminet, nicht gering stätzen, sondern pflegen es zu lieben, und werden wunderbar dadurch gesitárfct. Dieweil solche Ausflüsse des himmlischen Lebens gegen einander ungemein dienlich sind, das mit Schwermuth beladene Gesmüth zu erquicken und zu beleben. Petrus selbst bezeugt, daß dieses der Endzweck seines Schreibens ley, 2 Petr. 1,12.+13. Darum will ichs nicht lassen, euch allezeit zu erinnern, wiewohl ihrs wisset und gestärkt seid, in der gegenwärtigen Wahrheit, denn ich achte es billig sein, so lange ich in dieser Hütte bin, euch zu erwecken und zu erinnern.

Gott ist selbst der Lehrer seines Volks; und es wird nichts mit ausdrücklichern Worten aufgezeigt, als daß diejenigen, so unter dem ncuen Bund stehen, nicht nötig haben, daß sie jemand lehre. dennoch war es eine Frucht der Fluffahrt Christi, Lehrer und Hirten zu senden, die Heiligen vollkommen zu inachen. Das demnach solches Werk so wohl der Schrift als den Lehrern zugeeignet wird. Gener, den Menschen Gottes vollkommen zu machen, und diesen zu Vollendung der Heiligen.

Gleich wie nun die Lehrer im neuen Testament der Unterweisung Gottes selbst nicht vorgeben, sondern derselben nadfolgen müssen, vielmeniger uns deßjenigen herrlichen Vorzugs, den uns Chrisius mit seinem Blut erkauft hat, berauben sollen; deshalbdarf aud, die Schrift der Belehrung des heiligen Geistes nicht vorgehen, oder uns derselben berauben.

Zum zweiten hat es Gott gefallen, daß wir darinnen, als in einem Spiegel, den Zustand und die Erfahrung der Heiligen vor Alters sehen möchten, und wenn wir befinden, daß unsere Erfahrung ihrer gleich käme, wir dadurch desto mehr gestärkt und bekräftigt würden, und unsere Hoffnung, zu Erhaltung eben desselben Endzwecks, vermehret würde: Aufdaß, wenn wir die besondern Merkmale der göttlichen Vorschung, die solche begleitet, so hand greiflich spühren, wenn wir sehen, was vor Fallstricken sie unterworfen gewesen, und wie wounderbar sie dennoch von allen befreit worden; mir dadurch weise zur Seligkeit gemacyt, zu rechter Zeit bejiraft und in Gerechtigkeit unterrichtet wurden.

Dieses ist das wichtige Werk der Schrift, und der besondere Dienst, den sie uns erweist, daß wir bezeusgen mögen, sie sei in uns erfüllt, und die Merkmale des Geistes und der Wege Gottes, durch die innerliche Vertraulichkeit mit eben demselben Geist und Werk in unsern Herzen, daraus erkennen lernen. Die Weissa: gungen der Schrift sind auch sehr tröstlich und nütlich, weil uns eben dieser Geist erleuchtet, daß wir versteheni lernen, ob solche bereits erfüllt sind, oder erst noch ers füllet werden sollen. Denn bei diesem allen ist zu mers ken, daß nur der geistliche Mensch allein sich deren recht zu Nuß machen kan. Sie ist vermögend den Menschen Gottes vollkommen zu machen. (Also isto nicht der nas türliche Mensch;) und was vorhin geschrieben ist, das itt zu unjerm (nämlich der Gläubigen und Heiligen) Trost geschrieben. Denn von diesen redet der Apostel. Was die andern anbelangt, bezeugt der Apostel Pes trus deutlich, daß die Unbeständigen und Ungeleh, rigen solche verdrehen zu ihrer eigenen Verdamins niß. Dieses waren diejenigen, welche in der göttlis chen und himmlischen Weisheit des Geistes, nicht aber in der Schul-Gelehrsamkeit ungelehrt waren. Wos rinnen Petrus, als ein armer Fischer, wohl selbst wenig Erfahrung gehabt. Vielmehr könnte mit großer Wahrscheinlichkeit, ja, Gewissheit behauptet werden, daß er von des Aristotelis Vernunft-Kunst gar nichts gewusst habe, welche so wohl Katholiken als Protestanten, nachdem sie von der einfältigen Wahrheit unartiger Weise abgewichen, zur Dienst-Magd der Gottesgelahrheit (wie sie es nennen) und zu einer nötigen Einleitung ihres fleischlichen, natürlichen und menschlichen Kirchen-Diensts machen.

Durch die ungemein mühsame Verdunkelung dieser Art Leute, so ihr beidnisches Zeug mit einmischen, wird die Schrift noch auf diesen Tag po unbrauchbar gemacht, daß das gemeinc Bolt wenig Nutzen daraus schöpfen kan. Hierüber hat sich schon Hieronymus zu seiner Zeit vor mehr als zwölf hundert Jahren beschmeret, wenn er Epilt. 134. ad Cypr. Tom. 3. schreibt: Es pflegt den meisten Gelehrten zu begegnen, daß es suwerer ist, ihre Auslegungen zu verstehen, als die Sachen, die sie zu erklären bemüher sind. Was sollen wir denn nun von den ersten, samt denen in noch weit verderbtern Zeiten, Haufen-weiß heraus gekommenen Commentarien und Auslegungen der Schift sagen?

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