11.10
Daß es eine allen Menschen obligende Pflicht Das Harund Échuldigkeit sei, auf Gott zu harren, und vor Wachen ihm zu wachen, wird, meines Erachtens, niemand wird in der
Schrift leugnen. Und daß dieses gleidfalls ein Stück des
geboten.
Gottesdienstes oder der gørtlichen Verehrung sen, kan eben so wenig in Zweifel gezogen werden. Sins temal kaum eine andere Pflicht in der heiligen Schrift so oft geboten und eingeschärfet wird. Wie zu erses hen Psalm 27, 14. Psalm 37, 7. 34. Sprüchw. 20,
- gef. 30, 18. Hof. 12, 6. Zach. 3,8. Matth. 24, 42. cap. 25, 13. cap. 26, 41, Marc. 131
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Luc. 21, 36. Apoji. Gesch. I, 4. C. 20, 31. I Cor. 16, 13. Col.4, 2. i Thess
. 5,
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- 2 Tim. 4. 5. 1 Petr. 4, 7. Diese Pflicht wird auch dfters mit sehr großen und herrlichen Vers heissungen angepriesen. Als Psalni. 25, 3. Psalm 377 9. Pfalm. 69, 6. Jef: 40, 31. Klaglied. Jer. 3, 25. 26. Die auf den Herren harren, kriegen neue Kraft etc. Nun, wie geschieht dieses Sarren auf den Zerrn, und dieses Wachen vor ihm ans ders, als durch dieses Stillschweigen, davon wir geredet haben? Denn gleichwie dasselbe an sich selbst eine wichtige Saupt:Pflicht ist; deshalb geht es auch notwendiger Weise, beides der Art und Zeit nach, allem andern vor. Damit es aber desto beffer und pollkommener verstanden werden möge, so ist zu wiss
sen,
1
fent, daß es nicht nur ein dufserliches Schweigen des Leibes, sondern ein innerliches Schweigen des Ges müths von allen seinen eigenen Gedanken und Eins bildungen sein. Wefwegen man denn, nach dem der Wahrheit gemaß und vorher bekräftigten und bewies fenen Grund-Sagen und Lehren, zu erwagen hat, daß der Mensih auf zweierley Weise zu betrachten sei, nemlidy, in seinem natürlichen, unwiederges bohrnen und gefallenen Zustand, und dann in seinem geistlicben und seligen Stande der Erneuerung. Woraus der Unterscheid zwischen dem natürlichen und geistlichen Menschen entspringt, der von dem Apostel so oft gebraucht wird, und von welchem mir schon vorher Meldung getan haben. So rühren auch die zwei Geburtben des Gemüts von dem zweis erley verschiedenen Samen im Menschen her, nämlich der gute Samen und der böse. Und von
dem böfen Samen entspringen nicht nur alle Arten Bober der groben und abscheulichen Ruchlosigkeit; sondern Gottlosig:
auch Heucheley, und diejenige Gottlosigkeiten, wels springet, che die Schrift geistlich nennt; weil es die Schlans. die geistlich ge ist, die in, und durch den natürlichen Menfchen in ift.
- Dingen, die geistlich sind, wirkt. Welche, da sie
- den Schein des Guten haben, um so viel desio fcháds
- licher und gefályrlicher sind, weil es der in einen en
- gel des Lichts verstellte und sich verstellende Sas
- can ist. Daher die Schrift den natürlichen Mens
- fchen auf eine so dringende und vielfältige Weise (wie
- wir vorher anzumerken Gelegenheit gehabt haben)
- davon ausschliesset, daß er sich nicht mit den Dina
- gen, die aus Gott sind, vermengen, sondern seine
- eigene Bemühung darinnen verleugnen solle ; und
- wenn sie auch von den vortrefflichjien Gaben der
- Weisheit, Beredsamkeit und Aussprache verrichtet
- würden.
- So ist auch diese geistliche Gottlosigkeit von
zweierley
keit ents
zweierley Arten, ob sie wohl, dem Geschlecht nach, einerlei sind, weil sie von einerlei Wurzel entsprins gen, dennoch in ihren Graden und auch bisweilen bei den Personen, wo sie anzutreffen, unterschieden sind. Die eine ist, wenn sich der natürlidie Mensch mit geistlichen Dingen, so die Religion betreffen, vers menget, und darinnen wirkt, daß er aus seinen eis genen Einbildungen und Mutlyniassungen unrechte und irrige Meinungen und Begriffe von Gott und geist- lichen Dingen bekräftigt und vorträget; aberglaus bische Gebrauche, Zeremonien, Beobachtungen und Gewohnheiten des Gottesdiensis erfindet: Woraus Woraus alle Keßereien, und alle abergläubischen Mißbräuche, tenen eit: die unter den Christen zu finden, ihren Ursprung ge- sprungen
sind ?
nommen haben. Die andere ist, wenn der natürlis che Mensch, aus einer bloßen Überzeugung seines Verstandes, durch die Übereilung seines vorwißigen Eigenwillene, und durch seine eigene natürlice Kráf- te, ohne dem Einfluss und der Leitung des Geistes Gottes, sich für nimmt, entweder in seiner fleischlis chen Vernunft sich gättliche Dinge cinzubilden, und denselben nachzudenken, oder dieselben durch Predis gen und Beten wirklich verrichtet oder andern vors träget. Das erste geschicht, wenn er beides in der Das wahre Sache und in der gestalt verfehlt. Das zweiteist, thum, wor: wenn er zwar die Gestalt, aber ohne des Lebens und inu es des Wesen des Christentums beibehält: Weil die
ftehet? Christliche Religion nicht in einem bloßen Beifall bes srehet, daß man die wahren Lehren glaubet; oder in einer bloßen Vollziehung solcher Werke, die an sich selbst gut sind. Sonst möchte der bloße Buchstabé der Schrift,ob er schon von einem Trunfenbolde oder Teufel ausgesprochen würde, Geist und Leben ges nennt werden. Nun halte ich aber dafür, es wers de niemand so ungereimt handeln, daß er solches bes haupten wollte. So würde auch folgen, daß, wo
nicht be:
sich die Gestalt der Gottseligkeit fánde, auch die Kraft daselbst anzutreffen sein müsste, welches den ausdrucks lichen Worten des Apostels zuwider ist. Denn die Geitalt der Gottseligkeit kan da nicht jiatt haben, wo entweder die Begriffe oder Meinungen, die geglaubt werden, irrig und gottloß sind, oder die Werke, die man tut, böse und ungerecht sind; denn solches würs de die Gestalt der Gottlosigkeit und nicht der Gottses ligkeit sein: Hiervon aber hernach mit mehrerm, wenn wir vom Predigen und Beten insbesondere handeln werden. Ob nun schon dieses letzte nicht so arg ist, als das erstere, so hat es dody den Weg dazu gebahnet. Denn da die Menschen erstens von dein Leben und Wefen der wahren Religion und der wahs ren Anbetung, nämlich von der innerlichen Mad)t und Kraft des Geistes, abgeridyen sind, das sie darinnen gewirkt, und dadurch alle Werke belebt hätten; so haben sie nur die Gestalt und den Schein, nemlid, die Worte und den Schatten behalten: Und da sie deshalb in ihrem eigenen natürlichen und unerneuerten Millen in dieser Gestalt gewirkt, so muste die Gestalt notwendig auch bald verderbet und geschans det werden. Denn der würkende und geschäftige Geist des Menschen konnte sich nicht in der Einfalt derWalırs heit, die ihm zu schlecht und gering schiene, halten; sondern gab seinen eigenen unzehligen Erfindungen und Einbildungen nach, und fieng an die Gestalt auch zu vers ändern, und solche nach seinen eigenen crdichteten Einfallen einzurichten, bis die Gestalt der Gottseligs
keit nach und nad meistenteils, so wohl als die Kraft Die Ab- verloren gienge. Denn diese Art der Abgötterei), erhebt’ib: wodurch der Mensch seine eigene Begriffe, Einbildung re eigenen gen und Hirngeburten liebet, verehret und erhebt, Erfindun- ist etwas so gemeines bei ihm, und gleichsam seiner
gefallenen Natur einverleibet, daß, so lange sein nas türlicher Geist sein erster Urheber und Beweger ist,
durch
gen.
Durch welchen er in seinem Gottesdienst allein geleis tet und getrieben wird, daß er nicht erst auf eines ans dern Wegweisers Führung wartet, er die reine, geiste fiche Anbätung niminermehr vollziehen, noch auch ets was anders, als die Frucht des ersten gefallenen, nas türlichen und verderbten Wurzel hervor bringen kan. Nachdem deshalb die von Gott bestimmte Zeit herbei gekommen ist, worin Jesus Christus den wahren geistlichen Gottesdienst wieder herzustels len, nach seiner Weisheit und nach seinem Wohlges fallen, vor gut befunden, und die äußerliche Gestalt Der Anbätung, welche den Juden, nebst der Art und Zeit ihrer Vollziehung, von Gott selbst besonders Keine Ges beschieden war, ihr Ende erreichet hat, to finden wir, sorted daß J’Esus Christus, als der Urheber und Stifter dienfts, als der Chri/tlichen Religion, seinen Glieder keine gesette per Seift, Sorin oder Gestalt des Gottesdiensts unter der Christo reinern Austeilung des neuen Bundes vorsdireibct; borgere
schrieben.
(*) aufpir daß er ihnen nur vermeldet, daß die Anbä- 2} pp
tung
(*) wenn hier jemand einwendet, daß des Herrn Ges bät oder Vater unser eine vorgeschriebene Formel des Ger bäts, und folglich der Anbátung sei, so von Christo seinen Reindern gegeben worden;
So antiporte ich, erfflich, dieses kann, meines Wissens, don seinem Christen vorgewandt werden, weil mir seine bekannt sind, welche seine andern Hebate gebrauchten, oder ihre Ans bátung nur zu diesem allein einschrenften. Jweytens, murde dicas den Jungern befohlen, als sie noch schwach waren, ehe sie die Einrichtung des Evangelium empfangen hatten. Nicht, daß sie es allein zu ihrem Gebet gebrauchen sollten, sondern daß er ihnen durch ein Beispiel zeigen möchte, welchergestalt ihre Gebate kurz, und den langen Gebeten der Pharisier nicht gleich sein sollten. Und, daß dieses der Gebrauch desselben gemesen, erhellt aus allen ihren Gebeten, deren lid hernach unterschiedene Heiligen bedient, davon die Schrift Meldung tut. Denn niemand bediente sich dieses, oder wiederholte es; sondern gebrauchte andere Worte, nachdem es die Sade
erforderte,
gen im
tung heutzutage auf eine geistliche Weise, und im Geist zu verrichten sei. Und es ist besonders zu mers ken, daß in dem ganzen neuen Testament, in diesem Stück, keine Ordnung vorgeschrieben, auch kein Ges bot gegeben ist; sondern, daß man der Offenbarung des Geistes folgen solle: Dieser einzige Befehl auss genommen, daß sich die Christen versammeln fol len. Weldies eine Sache ist, die von uns herzlich gern zugestanden, und fleißig beobachtet, u:10 ausges
übet wird, wie hernach mit melirerin erhellen soll. Es odten, wird zwar der Pflichten des Betens, Predigens Predigen und Singens Meldung getan; alleine, was für Ords
:
nung darinnen gehalten werden sollte, oder daß man Geist.
deshalb bald damit anfangen müsste, sobald die Heiligen zusainmen gekommen sind, davon ist nicht ein Wort zu finden. Ja, dicre Prlichten werden gleichwohl (wie hernach erhellen fon) dem Beistand, den Leis tungen und Bewegungen des heiligen Geistes beiges füget. Da nun der Mensch in seinem natürlichen Zus stand solcher Gestalt von aller Willkühr, sich mit geists lichen Dingen zu verinengen, und darinnen zu múrs
ken oder handeln, ausgeschlossen ist, wie, und auf was Das Har: vor Weise soll er diese erste und vorhergehende Pflicht ren auf
des harrens auf Gott anders ausüben, als durch Gott, to
Schweigen und Bestreben, solche natürliche Neis gung zu einer Stille zu bringen? Welches auf keine
andere
durch es vollzogen wird.
erforderte, und nachdem der Geist gab auszusprechen. Drits tens, das dieses so verstanden werden muß, ist aus Rom. 8, 26. zu sehen, wovon bernatt) weitläuftiger Meldung gesches hen soll; wo der Apostel spricht: Wir wissen nicht, was wir bitten sollen, rondern der Geist vertritt uns mit ungus: sprechlichem Seufzen etc. are aber dieses eine solche vor’s geschriebene Gebats-Formel gewesen, so der Kirche gegeben worben, so waren des Apostels Worte der Wahrheit nicht ges maß gewesen; so hatte ihnen auch nicht unbekannt senn tóns nen, mas sie beten sollten, wurden auch der Hilfe des Gebo ftes nicht nötig gehabt haben, sie zu lehren.
andere Art geschehen kan, als daß er von seinen eiges nen Gedanken und Einbildungen, und vous allen Bes wegungen und Selbst-Würfungen seines Gemüts, und zwar sowohl in Dingen, die an sich selbst gut, als in solchen, die böse sind, absiehe: Auf das Gott, indem er schweiger und Juille ist, in ihm reden, und der gute Same aufgehen möge. Dieses, ob es schon dem natürlichen Menschen schwer ankommt, ist der Vernunft, wie auch der natürlichen Erfahrung in andern Dingen so gemäß, daß es nicht geleugnet wers den fan. Einer, der etwas von seinem Lehrmeister zu Ein Gleich- lernen gedenket, der muß warten und seinen Lehrmeis mes por ti fter anhören und sich von ihm unterrichten lassen, nicht meixer aber unaufhörlich von der Sache reden, die ihm ges Schüler. lehrt werden fol, und niemals rubig fenn; wie sol fonst sein Lehrmeister Zeit haben, ihn zu unterweisen? Ja, obschon der Schüler noch so begierig wäre, die Wissenschaft zu lernen, so würde dennoch Ser Lehrs meister Ursache haben, ihn als einen verkehrten und ungelelrigen Menschen zu bestrafen, wenn er allewege vor sich selbst zufahren, immer das Wort ganz alleine haben, und unaufhörlich Tchwaßen, nicht aber in stils ler Gelassenheit warten und anbären wollte, mas ihm sein Meister lehren und sagen werde: Da er viel- mehr seinen Mund nicht eher auftun sollte, als bis ihm sein Meister Befehl und Ertaubniß dazu gäbe. So würde auch einer, der einem großen Herren oder Don einem Fürsten aufvarten wollte, vor einen unverständigen und seinen und tólpischen Kerl gehalten werden, welcher, wenn Dieneru. er gedultig und mit Befiheidenheit warten sollte, daß er dem Fürsten, wenn er redet, antworten könne, und verpflichtet wäre, kein Auge von ihm zu verwenden, sondern die geringften Bewegungen und Neigungen Feines Willens zu beobachten, demselben immer in die Rede fallen, und mit seiner Sdiwathaftigkeit die Dhu ren volmachen wollte, menn es auch gleich auf dessen P P P 2
Lob
1
Lob angesehen ware; oder wenn er, ohne besondern dazu erlangten Befehl, hin und wieder laufen, und allerland Geschäfte verrichten wollte, die vielleicht an sich selbst gut sein, und anderen zu anderer Zeit befols
len sein möchten: Sollte ein weltlicher König ders In der
gleiden Diener und Bedienung annehmen? Dieweil Secilie zu uns dann geboten ist, fleißig auf den Herren zu harren.
harren; da uns die Verheijjung geschehen, daß wir neue Kraft kriegen sollen, und unsere Stärke ers neuert werden soll, wenn wir solches tun; so kan dieses Sarren nicht anders als durch ein Schweigen oder Ablassen von der natürlichen Neigung an unserm Teil vollzogen werden. Massen sich GØtt nicht pos wohl dem äußerlichen Menschen und den äußerlichen
Sinnen offenbart, als dem innerlichen, nämlich der Die dens Scele und dem Geist. Wenn die Seele immerdar Renderingen in ihrem eigenen Willen denket urid wirkt, und sich schäftige
in ihren eigenen Einbildungen gcschäftiger Weise übet, schliesset hoe te im so macht sie sich dadurch, obschon die Sadyen an sich me Gottes selbst gut sein und von Gott handcin mögen, dennoch)
unfähig, die stille und leise Stimme des Geistes zu vernehmen; und tut sich deshalb den grójten Schaden, indem sie ihr vornehmstes Geschäfte, welches darins nen be steht, daß sie auf den Herrni harre, verabs fäumct. Nicht anders, als wenn ich mich selbst eisig erweisen, und von einem Geschäfte vici Schreyens, Redens und Werens madjen, unterdessen aber auss schlagen wollte, einen anzuhören, der mir fachte ins Dhr sagte, was ich tun sollte, und midy in den Ums ständen unterrichtete, die mir bei solcher Sache zu hören und zu wissen am nötigsten waren. Und sintes mal es das vornehmste Werk eines Christen ist, den natürlichen Eigenwillen in seinen verderbten Bewegs ungen gecreugiat zu wissen, auf daß sich Gott sowohl im Werk als Willen bewegen möge; so fichet der Herr diese tiefe Unterwürfigkeit und Selbitverleugs
Ceele
nung
aus.
nung zufördersi an. Denn einige Menschen belusti, Seifliche gen sich so sehr an ihren eigenen Begriffen, und vers ungen. gnügen ihren fieischlichen Willen und ihre sinnliden Neigungen so sehr an hoben und spigfindigen Bes trachtungen der Religion, indem sie einen großen Namen und Ruhm darinnen suchen, oder weil ihnen solche Dinge durch die Gewohnheit oder auf andere Weise angenehm und gleichsam zur Natur worden, ob sie schon innerlich in ihrem Geiste nicht um ein Maar melr wiedergeboren und geheiligt sind; als andere ihre Lüste und Begierden in wirklichen Wer: Sinnliche ken des Fleisches sättigen: Und deshalb sind bevde keiten. dem Menschen auf gleiche Art schädlich, und in den Augen Gottes sündlicy, indem solches weiter nichts ist, als die bloße Frucht und Wirkung von des Mens [chen natürlichem und unerneuertem Willen und Geis ste. Ja, sollte einer, (mie fonder Zweifel viele tun) aus einer Empfindung der Sünde und Furcht vor der Strafe, sich durch vielfältige Betrachtung des Todes, Sebanten der Hsúen und des Gerichts von Sünden abzuschres und der ken, und hingegen durch Vorstellung der himmlischen Holle, die
Sünde abs
Freude und Glückseligkeit, wie auch durch Vermelis
zuhalten, rung des Gebets und anderer geistlichen Vollziehun- sind Feigen, im guten zuzunehmen suchen; so würden ihn doch gen-Blato diese Dinge, ohne die geheime und innerliche Kraft des Geistes und der Gnade Gottes, nimmermehr von einer einzigen Ungerechtigkeit befreien, und deshalb mielir nicht bedeuten, als die Seigen-Blätter, womit Adam seine Blolle zu bedecken vermeynte. Und da es nur die Frucht von des Menschen angebohrnem Eigenwils ten ist, die aus der Selbit-Liebe entspringt, und sich selbst zu helfen sucht, und nicht lauterlich von demjes nigen göttlichen Samen der Gerechtigkeit bers rührt, welcher von Gott allen zur Gnade und Ses ligkeit gegeben ist, so wird es von Gott verworfen, und ist ihm keineswegs angenehm. Zumal der
natürliche
ter.
natürliche Mensch, als natürlich, so lange er in fole
chem Zustande ftelet, mit allen seinen Kúnsten, Gas Selbstver: ben und Werken von ihm verworfen ist. Diese wich, leugnung.
tige Pflicht, vermöge deren uns odliegt, auf Gott zu harren, muß demnach bei des Menschen Selbsts verleugnung, beides innerlich und duiférlich, in eis ner stillen Gelassenheit und bloßen Zuversicht auf den Herrn, und in einer Auskelrung von sich selbst, oder äbziehung von allen den Wirkung, Einbildungen und fpeculativischen Betrachtungen seines Gemüts, notwendig practiciret und ausgeüber werden: Auf daß er, wenn er gleichsam von sich selbst entiedigt oder ausgeleeret, und deshalb den natürlichen Ausflüssen dess felben vdlig geereußiget ist, geschickt sein moge, den Herrn zu empfalen, der keinen Mitwerber oder Nachs eiferer seiner Ehre und macht haben will. Wenn sich der Mensch in solchem Stande befindet, so befóms met das Saainen-Kórnlein der Gerechtigkeit, wel ches Gott in seine Seele gepflanzt, und Christus ihm erkaufet hat, nämlich das Maas der Gnade und des Lebens, (welches durch des Menfchen natürliche Ges
danken und Einbildungen belästiget und gecreusiger Die heilige wird) Plat und Raum, hervor zu sprossen, und wird
eine heilige Geburt und Erzeugung im Menschen. Dieses ist diejenige göttliche Luft, (oder derjenige göttliche Sauch und Odem,) in welchem und durch welägen des Menschen Seele und Geist gleichsam ans gefäuert (oder erweckt und belebt) wird. Und wenn er darinnen belarret, so wird er in den Augen GOts tes angenehm, in seiner Gegenwart zu stehen, seine Stimme zu hören, und die Bewegungen seines Geis ftes anzumerken. Und afsoili des Menschen Sduldigkeit, hierinnen zu verharren und zu warten, und nachdem hierdurch seinem Gemiitly einige Gegenstans de von Göttlichen oder geistlichen Dingen vorgefiellet werden, so mag seine Seele ohne Nachteil, und zum
grójten
Cebirt.
natürlis
größten Nutzen beides seiner selbst und anderer fich hierinnen geübet sehen; weil solche Dinge ihren Urs sprung nicht aus seinem eigenen Willen, sondern von dem Geist Gottes haben. Und derotjaiben; gleichwie ber
; Entspringung und Bewegung dieses Geis
stes sein Gemüt bejiandig im Naddenken und leis liger Betrachtung geübet wird; deshalb geschiclet fols ches nud) in den bekanntern Werken des Predigens und Betens. Und deshalb kan man hieraus sehen, daß wir steine der Meditation und Betrachtung geistlicher Dinge in einem (wie einige fälschlich aus unserer Lehre zu schließen nachden: gefuchet) keineswegs zuwider; sondern wir sind nur kenden Ge- wider die Gedanken und Einbildungen des natürli, wider. chen Menschen in seinem eigenen Willen, aus welchen alle Jrrthümer und Sießereisen in der Christlichen Res ligion in der ganzen Welt entsprungen sind. Wenn Aus den es aber Gott zu einiger Zeit gefällt, da einer oder
chen Be: mehrere auf ihn harren, ihnen keine solche Gegenstän- danken de vorzustellen, die ilnen Gelegenheit geben, ihre Ges entsprin: múther in Sachdenken und beschaulichen Betrachs Irrthütungen zu üben, sondern sie lauterlich in dieser bycis mer. ligen Gelassenheit und Zuversicht zu erhalten; und wenn sie darinnen verharren, seine geheime Erquicks ung und den reinen Anbruch dieses heiligen Lebens über sie ausfliessen láset; alsdenn haben sie gute Urs fache vergnügt ju sein. Weil hierdurch (mie wiraus gewisser und gesegneter Erfahrung wissen) die Seele je mehr und mehr in der Liebe Gottes gestärkt, ers neuert und bekräftigt, und wider die Gewalt der Súns den, weit nachdrücklicher als auf einige andere Weis se, gewaffnet wird. Immassen dieses ein Vorsihmack Woðurdy desjenigen wirklichen und empfindlichen Genusses der Gottheit ist, welche die Heiligen im Himmel tägs wird? Das lich besitzen, und welche Gott seinen Kindern hier zu ben Got ihrem Trosi und zu ihrer Aufinunterung öfters ver- tes. schaffet, besonders wenn sie mit einander versamm. let sind, auf ihn zu harren.
[merged small] S. XI.
die Seele erneuert
}
Mus der Mensch)
Siraft
nebm.