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Wenn ferner die Wasser-Taufe eine Einsetzung des Evangelium gewesen wäre, so würde der Apostel Paulus ausgesandt worden sein, solche zu verrichten: Allein er erklärt sich ausdrücklid 1.Korinther 1,17. Daß ihn Christus nicht gesandt habe zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen. Die Ursache solcher Folge ist unleugbar, weil der Befehl, den der Apostel Paulus erhielte, sich so weit erstreckden, als irgend eines andern unter ihnen; und da er folglich auf eine besondere Weise der von Christo an die Heiden gesandte Apostel war, so würde er, wenn Christen die Wasser-Taufe (wie unsere Widerfacher haben wie die be: wollen,) bätte für das Siegel des Christentums gehalten werden sollen, nötiger gehabt haben, als einer von den übrigen, ausgesandt zu werden, mit Wasser zu taufen, damit er die durch ihn bekehrten Heiden mit solchem Christlichen Zeichen bezeichnen möchte. Aber gewisslich die Ursache verhält sich vielmehr deshalb. Da Paulus der Apostel der Heiden war, und er sich in seinen Dienft durchgehends (wie aus seinen Epis ftelu erhellt,) äusserst bemüht, sie von den vorigen Jüdischen Zeremonien und Gebräuchen zu entwelnen, ob er schon deswegen bisieilen von andern unter seinen Mitbrüdern, die solche Zeremonien nicht gerne boy Seite legen wollten, unverdienter Weise beurs teilet wurde;) so erforderte der ihm erteilte Befehl, (ob er schon so vollkommen war, was die predigt des Evangelium und die Einrichtung des neuen Bundes anbetrifft, als derjenige, so den andern Aposteln gegeben worden,) keineswegs von ihm, daß er solche Neubekehrte zu diesen jüdischen Beobachtungen und Taufen anführen sollte, obschon diese Gewohnheit von den andern Aposteln unter ihren jüdischen Neubekehrten geduldet, ihr nachgesehen und solche ausgeübt worden. Dieser Ursache halben dankt er Gott, daß er so wenig getauft härte. Dadurch anzudeuten, daß dasjenige, was er hierinnen getan hätte, nicht vermöge seiner Apostolischen Gesandtschaft, sondern vielmehr ihrer Schwachheit darinnen etwas nachzugeben, geschehen sei, eben als wie er zu einer andern Zeit den Thimotheum beschnitt.
Der Wahrheit dieses Zeugnisses zu entgehen, pflegten unsere Widersacher gemciniglich anzuführen, was massen durch dieses nur zu verstehen sei, daß er nicht vornehmlich oder hauptsächlich gesandt worden zu taufen; nicht aber daß er gar nicht hierzu gesandt worden wäre.
Dieweil aber diese Erklärung den ausdrücklichen Antwort. Worten des Textes widerspricht, und keinen bessern Grund hat, als die Bejahung derer, die sie behaups ten, so wird sie billig als falsch verworffen, bis sie eis nen bessern Beweis deswegen beizubringen wissen. Er sagt nicht, ich war nichr fürnämlich oder haupts fachlich gesandt zu taufen, sondern ich war nicht gesandt zu taufen.
Was sie zu Bekräftigung dessen aus andern Stele Bekräfti len der Schrift anführen, wo das Wortlein (nicht) so zu nehmen sei, als wo gesagt wird, ich habe Wohls gefallen an Barmherzigkeit, und nicht am Opfer, welches zu verstehen ist, daß Gott vornehmlich oder Matth. 2, hauptsächlich Barmherzigkeit verlangt, dabei aber 13 Fof. 5, 6. doch das Opfer nicht ausschliesset:
Darauf antworte ich, daß dieser Ort sattsam durch die folgende Worte erklärt wird: Und am Erkenntnis Gottes, und nicht am Brand-Opfer. Woraus klar erhellt, daß Brand-Opfer, die mit den Opfern einerlei waren, nicht ausgeschlossen sind. Allein an diesem Oft wird von Paulus kein solch Wort beigefügt, und deshalb hat man noch nicht bewiesen, daß die Gleichheit überein treffe; und folglich ist dieses Exempel nicht zulänglich, sie müssten denn beweisen können, daß es allhier deshalb zugelassen werden müsste. Sonst möchten wir nach eben dieser Regel alle andere Stellen der Schrift auf solche Weise erklären. Als wo der Apostel sagt, I Cor. 2,5. Aufdaß eu. er Glaube nicht bestebe auf menschen Weisheit, sondern auf Gottes Kraft; damóchte man es auss legen: Er soll nicht fürnämlich darauf bestehen: Wie möchte nicht das Evangelium durch dergleichen herauss genommene Freiheit, die Schrift auszulegen, vers kehret werden?
Wollte man sagen, daß der Missbrauch dieser Taufe unter den Korinthern, als sie sich nach den Personen, von welchen sie getauft worden, unter einander zerteilen, den Apostel deshalb zu reden veranlasst, der missbrauch einer Sache aber solche nicht aufhebe.
So antworte ich: Es ist wahr, der Missbrauch hebt eine Sache nicht auf, dafern dieselbe an sich selbst recht und nötig ist, und sonder Zweifel hat der obbesagte Missbrauch dem Apostel Gelegenheit gegeben, deshalb zu schreiben. Allein man hat hierbei in acht zu nehmen, daß der Apostel nur das Taufen, nicht aber das Predigen ausschliesse; obschon der Missbrauch (welches wohl zu merken,) von solchem nicht weniger herrührt als von dem andern. Denn diese Korinther nennten sich so wohl von denen verschiedenen Personen, durch deren Predigt sie waren bekehrt worden, als nachdenjenigen, die sie getauft hatten. Wie aus dem 4.-8. Vers des 3 Kapitels zu ersehen ist. Und dennoch spricht der Apostel nicht, solchen Missbrauch abzutun, er sei nicht gesandt zu predigen. So freut er sich auch nicht, daß er nur etlichen wenigen gepredigt hätte. Weil das Predigen, als eine beständige Ordnung in der Kirche, keines einzigen Missbrauchs halber, wozu einer durch des Teufels Versuchung verleitet werden möchte, von solchen zu unterlassen ist, die durch den Geist Gottes zu solchem Amt berufen sind. Dann ebenso unterrichtet sie der Apostel, im dritten Kap. Ver. 8+9. wie sie solchen Missbrauch abschaffen sollten. Was aber die Wasser-Taufe anbelangt, weil solche keine beständige Ordnung Christi war, sondern nur aus Gefälligkeit gegen die Juden, wie auch von einigen Aposteln aus Willfährigkeit gegen einige Heiden eine Weile beibehalten wurde, so täte der Apostel, so bald als er den Missbrauch desselben gewahr wurde,
den Korinthern zu wissen, wie wenig Gewicht das rinnen zu suchen ware; indem er ihnen zeigte, was massen es ihm lieb wäre, daß er diese Zeremonie bei so wenigen unter ihnen verrichtet hatte, wobei er ihnen deutlich zu erkennen gibt, daß solches kein Stück seines Befehls, noch auch dasjenige sei, zu dessen Vers richtung er ausgesandt worden.
Einige Fragen uns, wie wir wußten, daß die Taus frase fe hier vom Wasser und nicht von dem Geist zu versteben sei? Denn wenn es vom Geist zu vers steben wäre, so würde es so wohl die Taufe des Geistes als des Wassers in sich schließen?
Ich antworte: Meintes Erachtens zweifeln diejenis Antwort. gen, so diese Frage vorbringen, nicht daran, daß dies fes von der Wasser-Taufe gesagt ivorden, welches mehr als zu offenbarist. Denn da des Apostels Paus Dasjenige li Gesandschaft war, die Menschen von der Sins mas que sterniß zum Licht, und zu Gott zu bekehren; so kehret, ift wurden so viele, als solcher Gestalt bekehrt wurden, die Taufe
des Geistes. (daß sie den Bund eines guten Gewissens vor Gott und Christus angezogen hatten, und mit ihm auferstanden waren, zu einem neuen Leben) mit der Taufe des Geifies getauft. Allein, wer will sagen, daß nur die etlichen wenigen, deren daselbst Mels dung geschieht, daß sie von Paulus getauft worden, so weit gefommen gewesen? Oder daß zu bekehren oder sie so weit zu bringen, und in solchen Zustand zu verseßen, (auch nach unserer Widerfacher Auslegung) nicht ein so hauptsächliches Stück von Pauli Dienft gewesen, als ein anderes. Da nun unsere Widers facher diesen Ort für die Wassertaufe nehmen, (wie er auch wirklich anzunehmen ist,) so mögen wir ihn billig auch deshalb nehmen, und ihnen damit begegnen. Warum das Wort Taufe und Taufen von dem Apostel gebraucht werde, wo nur die Taufe des $ $ $ $ 2
Waffers
Antwort.
Wassers und nicht des Geistes verstanden wird, das von soll hernach geredet werden. Jeßt aber wollen wir die Ursachen untersuchen, so diejenigen anführen, welche die Wasser:Taufe vertheidigen, welches auch
die Einwürfe sind, so wider die Abschaffung dersele Teil II. ben fürgebracht werden. Einwurf ..